Säugetiere

Huftiere (Alpensteinbock, Gämse, Rothirsch und Reh)

Der Alpensteinbock gehört zu den grössten und imposantesten Tieren, die Sie im Entlebuch antreffen können. Speziell auf dem Steinbock-Treck beim Rothorn ist die Chance gross, dass Sie eines der majestätischen Tiere beobachten können. Wie auch seine kleine Verwandte, die Gämse, gehört der Alpensteinbock zu den sogenannten Hornträgern und ist verwandt mit unseren domestizierten Ziegen. Beide sind geübte Kletterakrobaten in steinigem, steilem Gelände.

Das Reh und der Rothirsch gehören zu den sogenannten Geweihträgern. Das Reh bewohnt die Grenzbereiche zwischen Feld und Wald. Der Rothirsch bevorzugt Wälder mit Lichtungen bis ins alpine Gelände. Dass man im Entlebuch alle vier häufigsten Wildhuftiere beobachten kann, war nicht immer so. Bis 1960 gab es kaum Rothirschsichtungen im Kanton Luzern. Seit 2010 nehmen die Bestände massiv zu. Beim Steinbock verhielt es sich ähnlich. 1809 erlegte man im Wallis den letzten Steinbock, bevor er 100 Jahre später in der Schweiz wiederangesiedelt wurde. 1921 wurden die ersten Tiere am Brienzergrat und 1961 am Pilatus ausgewildert. Aufgrund seiner Ansprüche an einen alpinen Lebensraum ist seine Verbreitung aber bis heute limitiert und im Gegensatz zu Reh, Rothirsch und Gämse gehört der Steinbock nicht zu den jagdbaren Arten.

Grossraubtiere

Der Luchs ist nach langer Absenz wegen Ausrottung seit ca. 50 Jahren wieder in der Zentralschweiz unterwegs. Er wurde in den 1970er-Jahren u.a. im Kanton Obwalden wieder angesiedelt. Auch im Entlebuch leben Luchse. Sie finden hier einen geeigneten Lebensraum. Wölfe wandern seit 1995 selbständig aus Italien in die Schweizer Alpen ein und reproduzieren sich hier auch erfolgreich. 2009 wurde im Kanton Luzern erstmals seit über 200 Jahren wieder ein Wolf nachgewiesen. Bis heute konnten im Kanton Luzern weder Wolfspaare noch Rudel nachgewiesen werden, aber aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Schweiz ist in Zukunft mit einer vermehrten Wolfspräsenz zu rechnen. Bären wandern ebenfalls gelegentlich aus Italien in die Schweiz ein. Es handelte sich dabei bisher vor allem um junge Männchen. 2018 bewegte sich ein Tier unweit der Luzerner Grenze im Gebiet Lombachalp und es wurden Spuren im Gebiet Beichlen ob Escholzmatt gefunden, welche aber nicht rechtzeitig von der Wildhut bestätigt werden konnten.

Kleinsäuger & Fledermäuse

Wenn es um Säugetiere geht, denken viele Leute direkt an grosse Tiere. Dabei machen Kleinsäuger (54 Arten) und Fledermäuse (30 Arten) die Mehrheit der Schweizer Säugetierfauna (99 Arten) aus. Unter Kleinsäugern stellt man sich oft vor allem die «schädlichen Nager» wie Mäuse, Ratten oder Marder vor. Dabei gibt es unter ihnen auch sehr attraktive, nützliche und seltene Arten. Der Feldhase und das Mauswiesel sind Leitarten der Entlebucher Vernetzungsprojekte. Sie profitieren von vielfältigen, strukturreichen Wiesen, Weiden, Hecken und Waldrändern, welche von den Landwirten für sie erstellt werden. Die Wasserspitzmaus gehört zu den seltensten Kleinsäugern im Entlebuch. Sie ist ein Zeiger für intakte Gewässer mit natürlichen Ufern, guter Wasserqualität und reichem Nahrungsangebot.

Auch Fledermäuse profitieren von Lebensräumen mit einer grossen Strukturvielfalt. Sie ernähren sich fast ausschliesslich von Insekten, welche sie im Wald, über Gewässern, im freien Luftraum oder auf dem Boden erbeuten. Eine der seltensten Fledermausarten im Entlebuch ist die Kleine Hufeisennase. In der Kirche Flühli befand sich bis in die 70er-Jahre eines der letzten bekannten Quartiere im Kanton Luzern. Viele Jahre suchte man dann vergeblich die Region nach ihrem Unterschlupf ab, obwohl ihre Präsenz in der Region 2010 dank moderner Aufnahmegeräte bestätigt werden konnte. Ihre Rufe im Ultraschallbereich wurden damals an der Kleinen Emme in Entlebuch aufgenommen. Erfreulicherweise haben wir seit 2023 wieder Kenntnis von einem Quartier der Kleinen Hufeisennase in Flühli. Des Weiteren wurde die Neuenburgerhöhle an der Schratteflue 2021 als wichtiges Fledermaus-Winterquartier identifiziert. Es wurden Rufe von mindestens neun verschiedenen Fledermausarten beim Höhleneingang registriert.